Jeden Monat wirft die UBS einen Blick auf das aktuelle Zinsumfeld und gibt eine Prognose ab auf die weitere Entwicklung. Im aktuellsten Beitrag auf ihrer Webseite schreibt die Bank, wir befänden uns mit dem aktuellen Leitzins von 0,50 Prozent in einem Umfeld einer leicht expansiven Geldpolitik. Im Jahr 2023 sei die Inflation unter 2 Prozent gefallen, was dem von der SNB definierten Bereich der Preisstabilität entspreche. Dies habe es der SNB erlaubt, den Leitzins im Jahr 2024 vier Mal auf zuletzt 0,50 Prozent zu senken. Angesichts der unsicheren Weltlage und der divergierenden Politiken der wichtigsten Wirtschaftseinheiten stellt sich nun die Frage, ob der Trend sinkender Zinsen in der Schweiz anhält, ein Zinsanstieg zu erwarten ist oder eine weitere Entspannung eintritt.

Die UBS schreibt dazu:“Die Renditen von 10-jährigen Schweizer Staatsanleihen und die Hypothekarzinsen mit gleicher Laufzeit haben sich in der ersten Februarhälfte stabilisiert, nachdem sie im Januar deutlich angestiegen waren. In der zweiten Monatshälfte war aber wieder ein deutlicher Aufwärtstrend der Anleihenrenditen zu erkennen.“ Trotz der nach wie vor unklaren Situation in der Ukraine und der möglichen Auswirkungen von amerikanischen Zöllen auf Autos und Pharmaprodukte bleibt für Europa das Risiko eines Rückfalls der Zinsen. Für die Schweiz aber erwartet die UBS, dass sich “angesichts der tiefen Inflation hierzulande und der Konjunkturrisiken in der Eurozone (…) die SNB ihre Leitzinsen nochmals senken wird. Dies dürfte zusätzlich das Aufwärtspotenzial der längerfristigen Zinsen begrenzen. Die Renditen von Schweizer Staatsanleihen und Hypothekarzinsen dürften sich darum wieder auf dem tiefen Niveau der letzten Monate einpendeln. An den SARON gebundene Hypothekarzinsen dürften von einer weiteren Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank profitieren.“

Langfristige Zinsentwicklung in Prozent

Aufgrund der Überlegungen zur Ausgangslage gelangt die UBS zur folgenden Prognose über die langfristige Zinsentwicklung in der Schweiz:

Quellen: Bloomberg, UBS AG. Es handelt sich um einen indikativen Zinssatz. Der effektive Zinssatz berechnet sich aus Marge + Compounded SARON der Abrechnungsperiode. Der Compounded SARON kann nicht negativ sein.

Quellen: Bloomberg, UBS AG. Es handelt sich um einen indikativen Zinssatz. Der effektive Zinssatz berechnet sich aus Marge + Compounded SARON der Abrechnungsperiode. Der Compounded SARON kann nicht negativ sein.

Auch avobis rechnet eher mit sinkenden Zinsen

Ihre aktuellste Analyse der Zinsentwicklung in den wichtigsten internationalen Märkten und in der Schweiz zeigt sich avobis vorerst etwas vorsichtiger bei ihrer Prognose. Zwar liege ein weiterer Zinsschritt auf der Hand, “doch die SNB könne dennoch zurückhaltender agieren und pausieren.“

Gemäss avobis sei die Gesamtinflation in der Schweiz im Januar auf 0.40% gesunken und habe damit einen neuen Tiefstand erreicht. Diese Entwicklung entspreche weitgehend den Erwartungen und liege im Rahmen der Prognose der SNB. Trotz eines vermeintlichen Anstiegs der Kerninflationsrate bleibe der Preisdruck gering: Im Monatsvergleich sei die Kerninflation leicht negativ, und der Anstieg resultiere primär aus Basiseffekten. Eine Trendwende bei der Inflation zeichnet sich somit nicht ab – im Gegenteil, die Teuerung bewege sich weiter in Richtung Null. Bereits in den Februardaten könne die Inflation bei 0% oder sogar im negativen Bereich liegen.“

Landeskinder der Konsumentenpreise: Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) sowie dieBeiträge der Kerninflationsrate und der volatilen Komponenten zur Veränderung gegenüber dem Vorjahr (Bemerkung avobis). Quelle der Grafik: avobis, aufgrund Daten von BfS

Landeskinder der Konsumentenpreise: Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) sowie die
Beiträge der Kerninflationsrate und der volatilen Komponenten zur Veränderung gegenüber dem Vorjahr (Bemerkung avobis). Quelle der Grafik: avobis, aufgrund Daten von BfS

Daher kommt avobis in ihrer Analyse zu folgender Erwartung:“Vor diesem Hintergrund spricht vieles für eine weitere Zinssenkung. Dennoch könnte die SNB eine vorübergehend tiefe Inflation tolerieren, sofern sie mittelfristig im Zielbereich bleibt. In diesem Fall wäre eine abwartende Haltung denkbar, um sich geldpolitischen Spielraum für spätere Interventionen zu bewahren. Jüngste Äusserungen von SNB-Vertretern deuten zumindest darauf hin, dass eine solche Strategie nicht ausgeschlossen ist. Diese Zurückhaltung spiegelt sich auch in den Markterwartungen wider: Die Prognosen für geldpolitische Lockerungen wurden für dieses Jahr zurückgeschraubt, während sich die Zinsswap-Kurve im Vergleich zu den Vormonaten deutlich versteilt hat.“

Trotz aller Unsicherheiten und möglichen Strategien der Nationalbank bezeichnet avobis eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte als das wahrscheinlichste Szenario. Eine Entscheidung der SNB, vorerst eine Pause einzulegen, wäre jedoch ebenfalls nicht überraschend.