Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank vom 20. Juni, den Leitzins erneut um 0.25 Prozent auf 1.25 Prozent zu senken, hat manche MarktbeobachterInnen überrascht. Dies lasse sich an der Entwicklung des Devisenmarktes ableiten, schreibt die avobis in ihrer jüngsten Einschätzung zum Zinsmarkt. Angesichts der anhaltenden positiven Inflationsentwicklung bleibt aber je nach Entwicklung von Konjunktur und Inflation Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Verlauf des Jahres.
Auch die UBS schreibt in ihrer mittelfristigen Zinsprognose: “Obschon die SNB in den letzten Quartalen die Märkte sowie die Ökonominnen und Ökonomen ab und zu mit dem Zeitpunkt ihrer Zinssenkungen überraschte, gehen wir weiterhin davon aus, dass die Leitzinsen mittelfristig bei 1 Prozent liegen werden. Diesen Zinssatz dürfte die SNB dann als neutral einstufen – weder stimulierend noch restriktiv für die Wirtschaft – und damit den Zinssenkungszyklus abschliessen.“ Und fährt fort: “Eine deutliche Veränderung bei den langfristigen Hypothekarzinsen ist oft daran gekoppelt, dass sich der mittelfristige Ausblick für die Leitzinsen stark verändert, womit wir aber in den nächsten 12 Monaten nicht rechnen. Hypothekarzinsen, die an den SARON gebunden sind, dürften hingegen in den kommenden Quartalen von den voraussichtlichen Leitzinssenkungen profitieren.“ Die UBS schätzt daher, dass sich der SARON-Zinssatz als Grundlage der variablen Hypotheken im Verlauf des Jahres 2024 auf 1 Prozent sinken und sich in den folgenden Jahren auf diesem Niveau einpegeln dürfte.
Gemäss avobis, bewerte die Nationalbank die konjunkturellen Vorteile einer Lockerung der Geldpolitik derzeit offenbar höher als die Vorteile einer stärkeren Disinflation. Auch avobis glaubt daher, dass noch Spielraum für weitere Zinssenkungen bestehe, sofern der Inflationsdruck stärker nachlässt als von der SNB prognostiziert.