Die Preise für privates Wohneigentum haben dieses Jahr erneut kräftig angezogen, zeigt die aktuelle Analyse von IAZI. Bei diesen stark steigenden Preisen könne sich jeder glücklich nennen, der es schaffe, eines der knappen Eigenheime zu erwerben, heisst es weiter. EigenheimbesitzerInnen könnten aber im Vergleich zur Miete monatlich Hunderte von Franken sparen. Doch die Hürden für den Eintritt ins Eigentümer-Paradies seien weiterhin sehr hoch. Bei den aktuellen Preisen und den geltenden Tragbarkeitsregeln wird der Traum vom Eigenheim für die Mehrheit der EinwohnerInnen der Schweiz je länger je mehr zum unerfüllten Wunschtraum.
Preiswachstum für Eigenheim in einem Jahr über 5 Prozent
IAZI schreibt: „Die Preise für privates Wohneigentum haben seit Ausbruch von Corona im Jahr 2020 kräftig angezogen. Einfamilienhäuser haben alleine im letzten Jahr ein Preiswachstum von 5.8 % erzielt. Das ist das höchste Jahreswachstum seit Anfang 2013. Eigentumswohnungen erzielten ein Preiswachstum in dieser Periode von 5.1 %. Das ist das höchste Jahreswachstum seit Anfang 2014. Vor allem in peripheren Regionen wie in Graubünden, dem Jura oder der Innerschweiz war das Preiswachstum sehr hoch.“
Gründe dafür gebe es viele, meint IAZI. Zum einen sei der Wunsch nach dem Eigenheim im Grünen wieder gestiegen, anderseits sei die Bereitschaft der älteren HausbesitzerInnen kleiner geworden, sich von ihrem Eigenheim zu trennen, und drittens sei der Bau von Einfamilienhäusern in der Schweiz seit Jahren stetig am Sinken. Wurden 1990 noch rund 18’000 Einfamilienhäuser neu gebaut, so waren es 2019 noch knapp 6’000. Zum sinkenden Angebot trägt auch die Tendenz bei, aufgrund der hohen Bodenpreise Einfamilienhäuser auf grösseren Grundstücken durch Mehrfamilienhäuser zu ersetzen.
Etwas entspannter sieht die Lage gemäss IAZI bei Eigentumswohnungen aus. In der MS-Region Zürich (Stadt Zürich) waren im 1. Semester 2021 immerhin 484 Objekte im Angebot. In der MS-Region Genf sind es 1423 Objekte.
Ewiger Boom oder Preissturz?
Eine Prognose zur weiteren Entwicklung der Preise wollte Prof. Dr. Donato Scognamiglio, CEO der IAZI AG, an der Medienkonferenz nicht abgeben. Dennoch: die Ära der Geldschwemme dürfte langsam zu Ende gehen – die grösseren Notenbanken dürften ihre Leitzinsen im nächsten Jahr schrittweise leicht erhöhen. Die aktuellen – in einigen Ländern recht hohen – Inflationsraten sind ausgelöst durch steigende Preise und von den steigenden Löhnen. Ein Teil der Inflation ist sicherlich ausgelöst von den aktuell feststellbaren Lieferprobleme für Baurohstoffe, Computerchips und Energie (Gas, Erdöl, Strom).
Trotz Sorgenfalten über eine zu hohe Inflationsraten halten die Notenbanken aber mit steigenden Zinsen zurück, aus Angst, den Wirtschaftsaufschwung damit abzuwürgen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will trotz aktuell leichter Inflationstendenzen (aber innerhalb des Zielbandes von 2 Prozent) nichts von einer Zinserhöhung wissen und will auch die expansive Geldpolitik weiterführen.
Treiber der Nachfrage auf dem Immobilienmarkt dürften also weiterhin die rekordtiefen Hypothekenzinsen, der Wunsch nach dem Eigenheim auf dem Lande und die markanten Einsparungen gegenüber der Miete bleiben. Daran könnten nur markante Zinserhöhungen etwas ändern – die SNB spricht von einem möglichen „unerwarteten Zinsschock“. Für ein stark wachsenden Angebot an Wohneigentum zur Befriedigung des Nachfrageüberhangs in den nächsten Monaten gibt es keine Anzeichen. Das Zünglein an der Waage ist und bleibt also die Zinsentwicklung der nächsten Monate.