Im Rahmen eines Informations- und Networking-Anlasses haben Vertreter des SVIT und der AMAG im top-modernen «square – new mobility hub» im The Circle über die rasche Entwicklung der E-Mobilität und über die Notwendigkeit, vor allem Mehrparteien-Liegenschaften nun rasch mit geeigneten Lademöglichkeiten auszustatten. Dabei haben sie nicht nur bewiesen, wie ernsthaft es die Autoindustrie mit der Elektrifizierung meint, sondern auch die Chancen und Stolpersteine gezeigt bei der Neu- oder Nachrüstung dieser Immobilien mit Ladestationen.
Der Anlass hat am 1. Dezember 2022 stattgefunden. Für alle, die gerne selber dabei gewesen wären, wird er am 9. Februar 2023 und am 6. April 2023 wiederholt, wiederum von 12.00 bis ca. 14.00 Uhr mit Stehlunch im The Square am Flughafen Zürich. Im Anschluss an die Veranstaltungen sind auf Wunsch auch Testfahren mit fast allen Elektroautos aus dem AMAG-Sortiment möglich.
Eine rasch wachsende Zahl von Mieterinnen und Stockwerkeigentümer wünschen an ihrem Wohnsitz eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, hiess es in der Einladung zum Anlass. Für EigentümerInnen und VermieterInnen sowie Verwaltungen von Stockwerkeigentümer-Gemeinschaften stellen sich in diesem Zusammenhang zahlreiche Fragen: Welche Varianten des Ausbaus sind möglich? Selber finanzieren/betreiben oder Contracting-Partner suchen? Wie rechne ich mietrechtskonform ab?
Mythen abbauen und Lösungen entwickeln
Peter Schmid, Head of new mobility hub by AMAG hat in seinem Kurzreferat gezeigt, dass die meisten Gründe, die aktuell gegen E-Mobilität ins Feld geführt werden, ins Reich der Mythen gehören. Wer glaube, dass es nicht genug Strom habe für die E-Fahrzeuge, übersehe die Tatsache, dass in den letzten zehn Jahren in der Schweiz der Energieverbrauch um 12 Prozent gesunken sei und der Stromverbrauch um 4 Prozent. Vernachlässigt werde dabei auch die Tatsache, dass der Privatverkehr mit Verbrennern zu rund 80 Prozent vom nahen Osten abhängig sei.
Auch ökologisch seien E-Autos vorteilhafter als Verbrenner: mit dem europäischen Strommix nach rund 57’000 km, beim Schweizer Strommix mit seinem hohen Anteil an erneuerbarer Energie deutlich früher – und mit reinem Solarstrom aus eigener Produktion schon nach rund 25’000 gefahrenen Kilometern. So stösst man nicht nur weniger CO2 aus, sondern fährt auch deutlich günstiger, trotz etwas höherer Anschaffungskosten.
Die Reichweite von E-Autos sei mit realistischen 300 – 550 Kilometern pro Ladezyklus mehr als genügend: bei den heutigen Schnelllademöglichkeiten bedeutet dies, dass man nach einer rund 3-stündigen Fahrt eine halbe Stunde Pause machen müsse. Zu bedenken sei dabei auch, dass die durchschnittlich gefahrene Tagestrecke im Individualverkehr bei rund 40 Kilometern liege, meint Schmid. Auch das Batterieproblem sei längstens gelöst: eine Autobatterie leiste im Fahrzeug während 10 bis 15 Jahren ihren Dienst. Dann sei sie noch immer genug leistungsfähig für ein „zweites Leben“ im stationären Bereich zuhause. Anschliessend kann sie mit heutiger Technik zu 96 Prozent rezykliert werden.
Aus diesen Gründen ist Schmid überzeugt, dass sich die E-Mobilität rasch durchsetzen wird. Dies zeigten auch die Pläne praktisch aller Hersteller von Autos, schon in wenigen Jahren auf den Verkauf von Verbrennern ganz zu verzichten sowie die von der EU gesetzten Ziele. Schon 2035 dürften gemäss ihm rund 80 bis 100 Prozent der neuverkauften Fahrzeuge vollelektrisch sein. Daher – so Schmid – braucht es Ladestationen in den Tiefgaragen von Mehrparteien-Liegenschaften. Die Frage sei nicht ob, sondern wann. Schmid: „Schon bald werden sich Wohnungen ohne Ladestationen nur noch schwer vermieten lassen.
Wie macht man eine Liegenschaft bereit für das E-Laden?
Ganz der Thematik der Ladeinfrastruktur widmet sich die Firma Volton, eine Tochtergesellschaft der AMAG. Sie bietet Komplettlösungen für die E-Mobilität – im Unternehmen und in grösseren Garagen von Miet- und Eigentumswohnungen. In Vertretung von Alexander Beck, Charging & Energy Solutions Manager Volton, AMAG Import AG, der leider sein Kurzreferat nicht persönlich vortragen konnte, hat Peter Schmid den Teil „E-Mobilität@Liegenschaften: Lastmanagement“ auch gleich übernommen.
Volton rechnet damit, dass die geplanten Emissionsvorschriften der EU die Verbrenner massiv verteuern werden. In der Schweiz wird die E-Mobilität durch die Roadmap Elektromobilität 2025 gefördert. Und Umfragen zeigen, dass in der Schweiz der wichtigste Ladeort für E-Autos zuhause sein dürfte. Daher wird wohl auch die Nachfrage nach Lademöglichkeiten für MieterInnen und EigentümerInnen bald rasch ansteigen.
Beim Einbau einer Ladeinfrasturktur in ein bestehendes Gebäude gibt es ein jedoch paar Herausforderungen:
- Die verfügbare Kabelkapazität muss optimal genutzt werden.
- Das Skalieren der Installation muss einfach und kosteneffizient möglich sein.
- Die Ladelösung muss höchsten Sicherheitsanforderungen entsprechen.
- Ladeenergie muss sauber bilanziert und abgerechnet werden.
- Die Technologie muss langlebig und zukunftssicher sein.
- Die Ladestationen sollten diebstahlgeschützt sein.
Alle Details dazu finden sich im Merkblatt SIA 2060 „Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in Gebäuden“, das Sie hier als PSD herunterladen (CHF 160) können. Dort finden Sie auch den offiziellen Online-Rechner, der eine schnelle und einfache Projektierung ermöglicht.
Die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Perspektiven aus der Sicht von SVIT
Über die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Perspektiven hat Ivo Cathomen, Stv. CEO SVIT Schweiz, referiert. Auch er geht davon aus, dass sich in der Schweiz unter den möglichen Szenarien für häufiges Laden dasjenige zuhause durchsetzen dürfte. Das bedeutet, dass in unserem Lande in den Immobilien die Infrastruktur für das E-Auto-Laden geschaffen werden müssen: zuhause oder am Arbeitsplatz. Bis 2050 rechnet man in der Schweiz damit, dass es rund 3 Millionen Heimladestationen braucht. Kurzlfristig sei der Einbau vor allem in gehobeneren Liegenschaften vordringlich.
In Stockwerkeigentum oder Miteigentum (STWEG/MEG) gewährt normalerweise keine Sonderrechte. Daher gibt es auch kein bedingungsloses Recht zur Installation einer Ladestation durch einzelne EigentümerInnen. Es braucht in jedem Fall einen Beschluss der Gemeinschaft. Stimmen diese zu so gehen bei Einzelplatzlösungen die Kosten in jedem Fall zulasten des Antragstellers. Cathomen bezeichnet aber den Einbau von Einzellösungen als Sackgasse. Er empfiehlt daher in jedem Fall, den Einbau einer geeigneten Grundinfrastruktur durch die STWEG/MEG auf deren Kosten. Der Anschluss kann dann individuell und schrittweise durch die EigentümerInnen erfolgen.
Bei Mietliegenschaften gilt die Erstellung einer Ladeinfrastruktur zwar zu 100 Prozent als wertvermehrend, sie erfordert aber eine Vertragsänderung. Cathomen empfiehlt bei Mietliegenschaften das folgende Vorgehen:
- Verfügbare Kapazität prüfen
- Variantenentscheid zwischen Ready to charge (inkl. Wallbox) oder Power to Parking.
Auch hier sollten auf keinen Fall Einzelplatzlösungen durch die MieterInnen zugelassen werden. Denkbar sind solche allenfalls bei gewerblichen Mietern mit längerfristigen Verträgen.
Für alle, die mehr über das richtige Vorgehen erfahren möchten, empfiehlt Cathomen das Merkblatt des SVIT, das Sie hier als PDF herunterladen können und dasjenige des HEV, das Sie hier als PDF herunterladen (CHF 7.50 für HEV-Mitglieder, CHF 9.50 für Nichtmitglieder) können.
SVIT Schweiz und AMAG sind Partner in der «Roadmap Elektromobilität 2025» des Bundesamts für Energie und damit an der Entwicklung von Empfehlungen und Standards an vorderster Front involviert.