Das Immobilien-Bewertungsunternehmen IAZI ist überzeugt, dass die Senkung des Leitzinses durch die Schweizerische Nationalbank um 0.5 Prozent auf 0.5 Prozent eine positive Wirkung auf den Immobilienmarkt ausüben wird. Die Lockering der Geldpolitik sei sinnvoll, das die Inflation ist seit der letzten Lagebeurteilung durch die SNB erneut tiefer ausgefallen sei als erwartet. Sie sei von 1.1% im August dieses Jahres auf 0.7% im November gesunken. Die Notenbank will mit der deutlichen Senkung des Leitzinses dieser Entwicklung Rechnung tragen. Die Nationalbank werde die Lage weiter genau beobachten und die Geldpolitik, wenn nötig, anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität bleibt.

Landesindex der Konsumentenpreise seit 1920 (Dezember 2000 = 100); Quelle: SNB

Landesindex der Konsumentenpreise seit 1920 (Dezember 2000 = 100); Quelle: SNB

Die Medienmitteilung der Schweizerischen Nationalbank zur Zinssenkung können Sie hier als PDF herunterladen.

Gute Nachricht für Immobilienmarkt und Wohnungsbau

In ihrer Medienmitteilung schreibt die IAZI AG, die erneute Zinssenkung sei eine gute Nachricht für den Immobilienmarkt, insbesondere für den Wohnungsbau. In den letzten Jahren sei die Wohnbautätigkeit in der Schweiz unzureichend gewesen. In den Medien habe das Schreckensgespenst der Wohnungsnot zirkuliert. Wenn die Zuwanderung in den nächsten Jahren im gleichen Mass verlaufe, werde es mit grosser Wahrscheinlichkeit in den Metropolitanregionen zu wenig Wohnungen geben, um diese Menschen aufzunehmen. Mit den laufenden Leitzinssenkungen komme auch die finanzielle Unterstützung für den Wohnungsbau zurück. «Mehrfamilienhäuser werden als Anlageklasse wieder an Attraktivität gewinnen», sagt Donato Scognamiglio, VR-Präsident der IAZI AG.

Gemäss IAZI sei die erneute Leitzinssenkung auch eine positive Entwicklung für alle, die Wohneigentum erwerben möchten.  Das Unternehmen schreibt in ihrer Medienmitteilung: “Die Zinsen für Hypothekardarlehen sind nämlich in der Schweiz seit diesem Jahr wieder im Sinkflug. Viele werden in dieser Phase festverzinsliche Hypotheken wählen mit längeren Laufzeiten. Auch die Saron-Hypotheken dürften wieder in den Fokus der Bankkunden geraten. Sie sind an den Geldmarktsatz Saron und damit indirekt an den SNB-Leitzins gebunden. Viele Kreditnehmer stiegen aus den Geldmarkthypotheken aus, als ab Mitte 2022 das Zinsniveau wieder anzog.“

Der Nationalbankpräsident Martin Schlegel habe sich heute über die Möglichkeit geäussert, dass die Notenbank wieder Negativzinsen einführten könnte, heisst es weiter. Mit der erneuten Leitzinssenkung sei man tatsächlich nicht mehr so weit von diesem Szenario entfernt. Die SNB könnte Negativzinsen einführen, um die Nachfrage nach Schweizer Franken zu dämpfen. Der starke Franken mache nämlich der Schweizer Exportindustrie zu schaffen, was sich negativ auf die Konjunkturentwicklung auswirke.

Zu tiefe Zinsen bergen auch Risiken für Immobiliensektor

IAZI warnt aber auch vor möglichen Risiken: “Ein erneutes Abtauchen in das Tiefzinsumfeld würde im Immobiliensektor erneut die allseits bekannten Kollateralschäden verursachen. In der letzten Tiefzinsperiode flossen sehr viele Gelder in den Bau von Mehrfamilienhäusern aus Mangel an Alternativen. Besonders institutionelle Investoren mit einem Anlegezwang suchten händeringend nach Anlagemöglichkeiten. So entstanden viele Wohnsiedlungen dort, wo überhaupt keine Nachfrage vorhanden war, zum Beispiel in der äusseren Peripherie. Das Resultat waren hohe Leerwohnungsziffern in der Peripherie der urbanen Zentren. Die Emmentaler Gemeinde Huttwil erlangte damals traurige Berühmtheit mit einer Leerstandsquote von 14 Prozent.“ Donato Scognamiglio, VRP der IAZI AG sagte dazu: «Niemand im Immobilienbereich wünscht sich solche Szenarien zurück.» Die SNB müsse diesen Umständen Rechnung tragen bei einer möglichen Wiedereinführung von Negativzinsen. «Kinder hüten sich davor, den gleichen Fehler zu begehen, wenn ihnen in ihrem familiären Umfeld Ärger droht», so Donato Scognamiglio weiter. «Welche Schlüsse unsere Notenbank daraus zieht, bleibt abzuwarten.»