Manchmal braucht es so wenig, um die Wahrnehmung eines Gebäudes vollständig zu verändern und ganz neue Bezüge zur umgebenden Landschaft herzustellen. Ein unkonventionelles Kunstwerk im und rund um das Museum Beyeler macht dies deutlich.
Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler äussert sich so: «Dieses Kunstwerk ist ein kollektives Experiment. Es stellt Konventionen von Kunst, Natur, Institution und Leben in Frage und versucht ihre Grenzen zerfliessen zu lassen. Die natürlichen Elemente Wasser, Erde, Luft und Licht sind Teil davon, so auch Raum und Zeit. Klima und Wetter beeinflussen die Entwicklung und die Wahrnehmung der Ausstellung.»
Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson hat dazu den natürlichen Teich vor dem Museum Beyeler in Riehen bei Basel etwas angehoben, das angrenzende Museum geflutet und das Wasser intensiv grün eingefärbt. Diesen so geschaffenen Teich, der das Innen und Aussen verbindet, hat er mit Schwimmfarn, Zwergseerose, Muschelblume, Rotwurzler und Wassernuss versetzt, die alle im flachen Wasser gedeihen. Dies erweckt den Eindruck, als hätte die Natur die Fondation Beyeler übernommen.
Zu seinem Werk sagt Eliasson: «Wenn wir erkennen, dass unser Leben untrennbar mit unserer Umgebung verwoben ist, sowie mit Strukturen und Systemen, die weit über unseren lokalen Kontext hinausreichen, wird uns meiner Meinung nach bewusst, dass wir alle verletzlich sind und nicht alles unter Kontrolle haben. Wir handeln und interagieren in Situationen, die von Unsicherheit und ungewissen Ergebnissen geprägt sind. … „Life“, mein Kunstwerk, und die Fondation Beyeler sind mit dem umliegenden Park, der Stadtlandschaft, ja dem ganzen Planeten verwoben, und sie werden durch alles und alle, die hier aufeinandertreffen, zum Leben erweckt.»
Die Besucherinnen und Besucher wandern auf Stegen aus dunklem Holz durch die Ausstellung, begleitet von den Umgebungsgeräuschen, etwa der Insekten, des Verkehrs und anderer Menschen, sowie umfangen von den Gerüchen der Pflanzen und des Wassers. Nicht umsonst heisst sein Projekt daher „Life“. Damit die Gerüche und Geräusche tatsächlich auch ins Innere eindringen können, hat Eliasson die Fenster entfernt und das Museum zur Umwelt geöffnet.
Der Künstler sagt zu seinem neuesten Projekt weiter: «Mit Life arbeite ich aktiv daran, einen Raum der Koexistenz zwischen allen zu schaffen, die Teil der Ausstellung sind, und jenen, die von ihr angesprochen werden – der Kunstinstitution, meinem Kunstwerk, den Besuchenden, anderen Wesen, die daran teilhaben, den Bäumen und anderen Pflanzen im Park, der Stadtlandschaft, die das Museum umgibt und darüber hinaus. Indem wir gemeinsam die Welt erforschen, die wir miteinander teilen, können wir sie, so hoffe ich, für alle Spezies lebenswert machen.»
Praktische Hinweise
Die Ausstellung «Life» von Olafur Eliasson dauert noch bis 11. Juli 2021. Sie ist zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich. Tickets sind zwischen 9 und 21 Uhr verfügbar.
Das Museum Beyeler empfiehlt – um Wartezeiten zu vermeiden – die Tickets im Voraus online zu beziehen.
Über Olafur Eliasson
Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson (geb. 1967) arbeitet mit Skulptur, Malerei, Fotografie, Film, Installation und digitalen Medien. In seiner künstlerischen Praxis befasst er sich mit Fragen der Wahrnehmung, Bewegung, Körpererfahrung und dem Verhältnis von Selbstwahrnehmung und Gemeinschaftsgefühl. Dabei beschränkt er sich nicht auf Museen und Galerien, sondern bezieht die Öffentlichkeit durch architektonische Projekte, Interventionen im öffentlichen Raum, Kunstvermittlung, Politikgestaltung und Klimaaktionen mit ein.
Eliasson ist international bekannt für Installationen, die die Art und Weise herausfordern, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und mitgestalten. Für Green river, ein Projekt das zwischen 1998 und 2001 in verschiedenen Städten realisiert wurde, färbte Eliasson sechs Flüsse mit dem wasserlöslichen Farbstoff Uranin in ein leuchtendes Grün. Für The mediated motion, 2001, im Kunsthaus Bregenz in Österreich, füllte er eine Abfolge von Räumen mit natürlichen Materialien, wie Wasser, Nebel, Erde, Holz, Pilzen und Wasserlinsen.