Eigentlich sollte sie ja schon längst eröffnet sein, die 17. Biennale di Venezia für Architektur. Aber wie viele andere Ausstellungen musste sie aus bekannten Gründen verschoben werden. Nun soll sie aber definitiv am Samstag, 29. August ihre Tore öffnen und am 29. November 2020 nach bereits drei Monaten wieder schliessen. Sie wird in diesem Jahr von Hashim Sarkis kuratiert und findet wie gewohnt in den Giardini und im Arsenale statt. Das diesjährige Motto heisst «Wie werden wir zusammen leben?»
Die Ziele der Biennale di Venezia für Architektur
„Es gab im Laufe der Jahre ein ständiges Thema – sagte Paolo Baratta, Präsident der Biennale di Venezia – die sozialen Vorteile, die Architektur katalysieren kann. Wie wir schon oft gesagt haben, macht uns die Architektur zu bewussteren Individuen; sie hilft uns, Bürger und nicht nur Konsumenten zu werden; sie regt uns an, die indirekten Auswirkungen unseres Handelns zu berücksichtigen; sie hilft uns, die Bedeutung der öffentlichen und der freien Güter besser zu verstehen. Sie hilft uns, eine umfassendere Vision von Wohlstand zu entwickeln. … Und schliesslich hilft uns die Architektur, Ressourcen zu schonen und uns ein bisschen Glück zu schenken“.
Und weiter sagte er: „Die von Hashim Sarkis kuratierte Ausstellung fängt in ihrem breit gefächerten Blick die strukturellen Probleme der heutigen Gesellschaft ein. Er beobachtet, dass in jedem Winkel der Welt Phänomene intensiven Wandels im Gange sind; sie unterscheiden sich alle, aber was sie gemeinsam haben, ist die Notwendigkeit wichtiger „Anpassungen“ der Lebensbedingungen. Der Blick des Kurators und der Ausstellung reicht also noch weiter. Die Architektur wird zum Bezugspunkt eines grossen interdisziplinären Engagements und eines grossen kulturellen und politischen Engagements“.
Abschliessend sagte Baratta: „Und wieder einmal – so – fragen wir uns, was die Ziele einer Ausstellung wie der Biennale sind. An wen richtet sie sich? Wir haben oft gesagt, dass die Ausstellung bestrebt ist, ein Instrument des Wissens und des Dialogs für Insider der Welt der Architektur zu sein. Aber eine Ausstellung ist auch ein „Aufruf“ an die Öffentlichkeit. Ein Aufruf, Besucher zu werden, aufmerksame Besucher zu werden, direkte Zeugen, Augenzeugen zu werden.“
Wie werden wir zusammen leben?
„Wir brauchen einen neuen Raumfahrtvertrag.“ sagt Hashim Sarkis, der Kurator der 17. Ausgabe der Architektur-Biennale. Vor dem Hintergrund wachsender politischer Gräben und wachsender wirtschaftlicher Ungleichheiten forderten die Aussteller die Architekten auf, sich Räume vorzustellen, in denen man grosszügig zusammenleben könne. Er habe die zur Teilnahme an der Biennale für Architektur 2020 eingeladenen Architekten ermutigt, andere Berufsgruppen und Interessengruppen – Künstler, Bauherren und Handwerker, aber auch Politiker, Journalisten, Sozialwissenschaftler und Bürger des täglichen Lebens – einzubeziehen.
Die Frage „Wie werden wir zusammenleben?“ sei ebenso eine soziale und politische Frage sowie eine räumliche. Jede Generation stelle sie und beantworte sie anders. In jüngster Zeit veranlasse uns der rasche Wandel der sozialen Normen, die wachsende politische Polarisierung, der Klimawandel und die gewaltigen globalen Ungleichheiten dazu, diese Frage dringender und auf anderen Ebenen als früher zu stellen.
Die internationale Ausstellung bietet viel
Die Ausstellung wird zwischen dem Zentralpavillon in den Giardini, dem Arsenale und Forte Marghera aufgeteilt, mit 114 WettbewerbsteilnehmerInnen aus 46 Ländern mit verstärkter Vertretung aus Afrika, Lateinamerika und Asien. Zusätzlich zu den eingeladenen ArchitektInnen umfasst die Biennale für Architektur 2020 auch so genannte Stations+Cohabitats, die von Forschern aus vielen Wissenschaftsbereichen von Universitäten aus aller Welt entwickelt wurden.
Die Ausstellung ist in fünf thematische Bereiche aufgeteilt und präsentiert auch grosse Installationen, die mit einem der fünf Bereiche verbunden und in den Aussenräumen platziert sind. Das Projekt „How will we play together“ in Forte Marghera beispielsweisse ist dem Kinderspiel gewidmet und wird von fünf Architekten und einem Architekturfotografen vorgestellt.
Nationale Aussteller
Die insgesamt 65 beteiligten Nationen stellen traditionellerweise in den Pavillons in den Giardini, im Arsenale und im historischen Stadtzentrum von Venedig aus. Erstmals dabei sind Grenada, Irak und Usbekistan.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich ein Besuch der Architekturbiennale auf jeden Fall lohnt. Neben den interessanten Ausstellungen ist auch die Atmosphäre in Venedig während dem Event äusserst anregend; viele Veranstaltungen durchziehen die ganze Stadt. Hier daher noch ein paar Fotos von meinem Besuch im Jahr 2014.