Zürichs Kongresshaus und Tonhalle haben eine lange und wechselvolle Geschichte. Jetzt wurden sie nach einer vierjährigen Bauzeit und vielen Jahren von Disputen über ihre Zukunft auf Anfang September wieder eröffnet. Das Ergebnis überzeugt durch Respekt vor der hohen Qualität des Bestehenden.
Die Stadt Zürich schreibt dazu: «Das Kongresshaus und die Tonhalle sind für die Stadt Zürich von hoher kultureller, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung. Seit der Einweihung des Ensembles im Jahr 1939 wurden mehrere Um- und Einbauten vorgenommen – stets mit dem Ziel der Optimierung der unterschiedlichen Nutzungseinheiten, was sich zulasten der ursprünglichen lichten festlichen Atmosphäre und Eleganz auswirkte.»
Lange war unklar, was an diesem einzigartigen Ort am See mit der 1895 erbauten Tonhalle und dem Kongresshaus aus dem Jahre 1939 geschehen soll. Ein radikaler Neubau des spanischen Architekten Rafael Moneo an stelle des historisch wichtigen Gebäudes der Architekten Haefeli Moser Steiger fand 2008 bei der Stadtzürcher Bevölkerung an der Urne keine Gnade. Fast zehn Jahre war geplant worden und nun brauchte es einen Neubeginn. Daraufhin suchte die Stadt ergebnislos nach alternativen Standorten für ein Kongresszentrum.
Nun, nach vierjähriger Bauzeit, sind Kongresshaus und Tonhalle Zürich wieder unter einem Dach an angestammter Lage am Zürichsee vereint. Das Architekturteam der Arbeitsgemeinschaft Boesch Diener hat mit seinen gekonnten Eingriffen Tradition und Moderne verbunden. Die Architektengemeinschaft Boesch Diener hat im Auftrag der Stadt Zürich und der Kongresshaus-Stiftung in enger Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege die Tonhalle und das Kongresshaus saniert, störende Einbauten entfernt und die historische Qualität der Gebäude wieder erlebbar gemacht.
Die Stadt Zürich schreibt dazu auf ihrer Website: «Im Bereich Kongresshaus ist die Entfernung des Panoramasaals der markanteste Eingriff. Diese Massnahme hat die Ausgestaltung des frei zugänglichen Restaurants mit Seeblick und grossflächiger Terrasse im ersten Obergeschoss ermöglicht, das als neuer Treffpunkt auch der Stadtbevölkerung zugutekommt. Durch diese Massnahme hat man auch vom Konzertfoyer und vom Kongresssaal Blick auf den See und die Berge sowie einen direkten Zugang zur Terrasse. Der bestehende Gartensaal wurde zu einem neuen Foyer umgestaltet und im Erdgeschoss entstanden neue Seminarflächen.»
Und weiter: «Die Tonhalle wurde von 1893 bis 1895 nach den Plänen von dem auf Theaterbauten spezialisierten Wiener Architekturbüro Fellner & Helmer errichtet. Der «Trocaderobau» stand zusammen mit dem gegenüberliegenden Stadttheater von 1890/91 (heutiges Opernhaus) als Zeichen für die damaligen Repräsentationsbedürfnisse des aufkommenden Bürgertums. (…) Die Restaurierung der Grossen Tonhalle verfolgte das Ziel einer Annäherung an den Zustand von 1895. Die Echtvergoldungen, die Stuckmarmoroberflächen der Säulen, die Kronleuchter und die auf Leinwand gemalten Deckenbilder aus dieser Zeit lassen den Saal heute in seinem ursprünglichen Glanz erscheinen. Neben der umfassenden Restaurierung des grossen Saals entstanden zeitgemässe Räume für die Musikerinnen und Musiker sowie für die Angestellten.»
Seit Anfang September sind die beiden Bauten wieder öffentlich zugänglich.
Lesen Sie dazu auch den ausführlichen Beitrag von Werner Huber im Hochparterre.