Die Malerei von Katharina Grosse kann überall auftauchen: auf einem Gummistiefel, auf einem Ei, auf den gestauchten Falten eines Tuches, entlang des Bahngleises, am Strand, im Schnee, auf einem Skulpturengebilde oder an der Fassade und auf dem Dach. Ihre raumgreifenden Arbeiten sind multidimensionale Bildwelten, in denen Wände, Decken, Objekte und ganze Gebäude und Landschaften mit leuchtenden Farben überzogen sind. Die Vorstellung, dass Malrei sich nicht nur auf einer Leinwand ereignet, sondern in jede Facette unserer Umwelt eindringen kann, ist für ihre künstlerische Praxis von zentraler Bedeutung.
Für die Ausstellung „Katharina Grosse. It Wasn’t Us“ in der „Historischen Halle des Hamburger Bahnhof –Museum für Gegenwart“ in Berlin hat sich die Künstlerin mit grosser Geste und leuchtenden Farben über die Begrenzungen des Gebäudes hinweggesetzt: „Ich male mich aus dem Gebäude heraus“, so beschreibt die Künstlerin ihr Arbeiten vor Ort.
In einem wochenlangen Prozess ist ein expansives Bild entstanden, das sich über die Historische Halle hinaus in den öffentlichen Raum erstreckt, sich über das weitläufige Gelände hinter dem Museum ausbreitet und schliesslich auf der Fassade der Rieckhallen landet.
Diese kaleidoskopische, multidimensionale Bildwelt bringt die von der Künstlerin gestalteten Farben und Formen, die von Natur gegebenen und von Menschen gebauten Umgebungen sowie die Besucherinnen und Besucher als Mitwirkende in einem allumfassenden, pulsierenden Farbgeschehen zusammen. Dabei verflüssigen sich die Grenzen zwischen einzelnen Gegenständen, zwischen horizontaler und vertikaler Ausrichtung, und je nach Standpunkt ändern sich die Grössenverhältnisse. In der Bewegung durch das Bild eröffnen sich artifizielle, assoziationsreiche und doch gänzlich reale Räume, die unsere Sehgewohnheiten, Denk- und Wahrnehmungsformen neu verhandeln.
Im Innenraum des Hamburger Bahnhofs dienen der Steinboden und hoch aufragende, aus Polystyrol gefertigte skulpturale Elemente als Bildträger. Diese hat die Künstlerin in mehreren Arbeitsschritten und durch verschiedene Skalierungen in die finale Grösse überführt und vor Ort zusammengefügt. Der Malprozess, in dem sich die Farben je nach Untergrund und Dichte des Auftrags unterschiedlich verhalten, setzte sich dann im Aussenraum fort. Während im Innenraum die architektonischen Gegebenheiten der Halle sowie die mit den Tages- und Jahreszeiten wechselnden Lichtverhältnisse für die Wahrnehmung des Gemäldes prägend sind, sind im Aussenraum hinter dem Museumsgebäude die Bäume, die Grünflächen, die Wetterverhältnisse und der Alltag auf dem Platz Teil der Inszenierung.
Die Ausstellung ist mit ihrer den Innen- und Aussenraum übergangslos verbindenden Malerei die bisher grösste in situ ausgeführte Arbeit von Katharina Grosse in Europa.
Alle Informationen für einen Besuch der Ausstellung in Berlin finden Sie hier.