Island ist ein wunderbares Reiseland; und wer unverbaute, weite Landschaften liebt, sollte diese nordische Insel unbedingt einmal im Leben besuchen. Die Destination gilt zwar als stark besucht. Wer also gerade mal den bekannten Hot-Spots folgt, wird selten allein sein, nicht einmal in der Vor- oder Nachsaison. Dennoch: Wer etwas abseits vom „beaten track“ reist, wird nicht enttäuscht und findet einsame Orte zuhauf.
Island liegt im im äussersten Nordwesten Europas. Gemäss Wikipedia ist der Inselstaat nach dem Vereinigten Königreich der flächenmässig zweitgrösste Europas. Die Hauptinsel sei ausserdem die grösste Vulkaninsel der Erde; sie liegt nur knapp südlich des nördlichen Polarkreises.
Mit seinen knapp 400’000 BewohnterInnen ist Island bei einer Bevölkerungsdichte von 3,5 Einwohnern pro km² der am dünnsten besiedelte Staat Europas und einer der am dünnsten besiedelten Staaten der Welt. Über 60 Prozent der isländischen Bevölkerung konzentrieren sich auf die Hauptstadtregion von Reykjavík. Die Insel war bis im 9. Jahrhundert unbewohnt und wurde durch die Wikinger besiedelt.
Die grossartigen Westfjorde
Der Reiseführer Lonely Planet hat die Einzigartigkeit der Westfjorde erkannt und die Region zur Nr. 1 auf der Liste der besten Reiseziele 2022 erklärt. Dort heisst es: „Eines der bestgehüteten Geheimnisse Islands ist zweifelsohne die nordwestliche Ecke des Landes. Die Abgeschiedenheit und die dünne Besiedlung haben die unberührte Natur der Westfjorde und die isländische Volkskultur bewahrt. Die Westfjorde sind der Ort, an dem Islands dramatische Landschaften einen fesselnden Höhepunkt erreichen und an dem es noch kaum Massentourismus gibt – nur etwa 10 % der Besucher Islands besuchen diese Region.“ Da jedoch die touristische Infrastruktur noch wenig ausgebaut ist, empfiehlt sich in jedem Fall eine frühzeitige Buchung der meist gut ausgelasteten Unterkünfte.
Der Tourismus in den Westfjorden ist langsam und organisch gewachsen, wobei die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Reiseunternehmen in den Westfjorden werden oft von ehemaligen Landwirten oder Fischern in Familienbetrieben geführt. So sehen junge Menschen im Tourismus Chancen, die es ihnen ermöglichen, weiterhin in ihrer abgelegenen Heimatregion zu bleiben. Dennoch sieht man unterwegs viele verlassene Bauernhöfe als Zeichen dafür, dass wirtschaftliches Überleben für Landwirte hier sehr schwierig und das Leben besonders im langen, dunklen Winter sein kann. Viele sind daher weggezogen, weil sie ihre Höfe nicht weiter betreiben konnten und die Arbeitsplätze in der Fischereiindustrie in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen sind.
Der „Vestfjarðaleiðin“ (Westfjord-Route) führt Sie durch eine Landschaft, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt, entlang friedlicher Küsten, durch Tunnel aller Art, auf steilen, dramatischen Bergstrassen, über winzige, charmante Brücken und entlang von Stränden mit Sand in allen Farben. Die isländische Natur ist hier auf ihre eigene charmante und einladende Art und Weise grossartig und eindringlich sein. Die Rundfahrt führt auf einer meist gut ausgebauten Strasse 950 km durch die raue und dramatische Landschaft der Westfjorde – überquert Pässe auf Schotterstrassen und folgt über weite Teile den sehenswerten Fjorden. Sie ist daher logischerweise sehr kurvenreich und zeigt immer wieder, was Island abseits der ausgetretenen Pfade zu bieten hat.
Der Autor dieses Beitrags ist Mitglied des Redaktionsteams dieses Magazins. Er hat diese Halbinsel mit den unzähligen Fjorden im Frühherbst dieses Jahres bereits zum zweiten Mal besucht und war begeistert – nicht nur von der überwältigenden Landschaften und vulkanischen Erscheinungen, sondern auch von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Die Bilder stammen von dieser Reise.